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Umbau oder die Stilllegung der Wasserkraftanlage in Rheine fordern (von links) Olaf Niepagenkemper (Fischereiverband Nordrhein-Westfalen), Norwich Rüße und Michael Reiske (beide Bündnis 90/Die Grünen). Foto: Matthias Schrief

Von Matthias Schrief

Bei ihrer Wanderung gelangen die Fische unweigerlich in die Wasserkraftanlage des Wehrs. Nur ein winziger Prozentsatz kommt unbeschadet durch. Wird das Problem „ausgesessen“?

Rheine. Die Wasserkraftanlage an der Ems in Rheine zerstört nach Einschätzung des Fischereiverbandes alle Bemühungen der Emsangler, die viel Geld und Engagement investieren, um den Aal im Fluss einen Lebensraum zu geben. Seit Jahren bemühen sich Angler aus 14 Vereinen zwischen Rheine und Warendorf um den Bestand. „Tatsächlich hat sich der Aalbestand in der Ems durch die Ersatzmaßnahmen erholt“, sagt Olaf Niepagenkemper vom Fischereiverband Nordrhein-Westfalen.

Dieses bürgerschaftliche Naturschutz-Engagement der Angler wird allerdings im wahrsten Sinne des Wortes „zerhackt“. Denn bei der Aalwanderung gelangen die Fische unweigerlich in die Wasserkraftanlage am Emswehr. „Weil diese Anlage nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht, werden die Aale, die hier regelmäßig im Spätsommer oder Herbst abwandern, in den Turbinen zu einem erheblichen Anteil tödlich verletzt. Nur ein winziger Prozentsatz kommt durch. Damit werden die gesamten Bemühungen der Hegegemeinschaft der 14 Angelvereine zwischen Rheine und Warendorf zerstört“, erläutert Niepagenkemper.

„Angler sind wütend“

Und nicht nur das: „Die Angler sind wütend, weil gesetzliche Bestimmungen seit Jahren nicht eingehalten werden. Es ist ein Unding, dass diese Anlage, die einzige tödliche Barriere auf der Ems zwischen Warendorf und der Mündung im Dollart, seit Jahren weiterbetrieben werden darf, obwohl sie nicht rechtskonform ist“, klagt Niepagenkemper.

Tatsächlich mahlen die Mühlen der Bürokratie offensichtlich sehr langsam. Die Bezirksregierung in Münster weist zwar darauf hin, dass der Anpassungsbedarf bei Altanlagen „sehr erheblich“ sei. Bislang ist aber nicht viel unternommen worden, um geltendes Recht umzusetzen. Man habe dem Betreiber der Anlage, der Wasserkraftwerk Rheine mit Sitz im württembergischen Rosenberg, Ende 2016 eine „behördliche Anhörung“ zugestellt, teilte die Pressestelle der Bezirksregierung mit. „Hier soll offensichtlich ein Problem ausgesessen werden“, vermutet Norwich Rüße, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Steinfurt. Eigentlich sei er immer ein Freund kooperativer Lösungen. „Hier muss aber jetzt umgehend geltendes Recht umgesetzt werden. Da erwarte ich mehr Mut vom Regierungspräsidenten, den vorhandenen Verhandlungsspielraum auszunutzen.“

Naturschutz geht vor

Konkret sieht Rüße zwei Möglichkeiten: Der Anlagenbetreiber installiert den vorgeschriebenen 15-Millimeter-Rechen, der verhindert, dass die Aale in die Turbine gelangen. Das kostet aber durchaus eine halbe Million Euro. Oder die Anlage wird stillgelegt. „Im Vergleich zur Leistungsfähigkeit heutiger Windkraftanlagen hat diese Wasserkraftanlage keine große Bedeutung für die Energiewende“, sagt Rüße. „Da, wo effektiv nicht viel zusammenkommt, muss im Sinne des Naturschutzes agiert werden.“ Nach Angaben der Bezirksregierung liegt die Leistung der Wasserkraftanlage bei unter 200 Kilowatt, das entspricht in etwa einer Jahresleistung von einer Million Kilowattstunden.

Rüße macht zudem deutlich, dass das „beeindruckende“ Emswehr mit seinem kulturhistorischen Wert durch die angestrebten Lösungen keinesfalls zerstört werde.

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