Historie der Vechte
Aus dem westfälischen Hügelland, südlich von Horstmar kommend, erreicht die Vechte bei Ohne die Grafschaft Bentheim, durchfließt diese auf ca. 70 km Länge und verlässt sie bei Laar an der deutsch-niederländischen Grenze. Sie mündet schließlich im Ijsselmeer. Archäologische Funde beweisen, dass schon in grauer Vorzeit Menschen am Fluss siedelten, den sie Vidrus nannten. Eine Legende besagt, dass im 9. Jahrhundert ein Wanderpriester namens Vechtan im Vidrus ertrank, der von nun an Vechte genannt wurde. Einer andere Legende nach ertrank bereits im 4. Jahrhundert ein fränkischer oder sächsischer Prinz namens “Vechte” in diesem Fluss und gab ihm so seinen Namen.
Wirtschaftliche Bedeutung erlangte die Vechte im 17. Jahrhundert durch die Schifffahrt. Der Fluss war der natürliche Verkehrsweg für den Handel der Grafschaft mit den Niederlanden, und auch die Kaufleute aus dem Münsterland suchten den Weg über die Vechte nach Amsterdam. Besonders flach gebaute Schiffe, sogn. „Schuten“, besorgten den Warenverkehr über den Wasserweg. Neben Holz, Wolle und Leinen wurde hauptsächlich Bentheimer Sandstein in die Niederlande gebracht. Die Steinmaate in Nordhorn erinnert noch heute daran, dass hier die Steine verladen wurden. Auf der Rückfahrt brachten die Schiffer Kolonialwaren und andere Gebrauchsgüter mit. In der Blütezeit der Vechteschifffahrt waren in Nordhorn 27 Schiffe beheimatet, jedoch machte der meist niedrige Wasserstand den Schiffsverkehr beschwerlich und brachte ihn oft ganz zum Erliegen. Als im Laufe der Zeit immer mehr feste Straßen und dann Eisenbahnverbindungen gebaut wurden, verlor die Vechteschifffahrt immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich 1859 ganz eingestellt. Im 18. Jahrhundert waren es die Blaufärber, später die in rasantem Tempo wachsende Textilindustrie, die das für die Produktion benötigte Wasser der Vechte entnahmen und es als ungereinigtes Abwasser dem Fluss wieder zuführten. Damals konnte man an der Farbe des Vechtewassers sehen welche Textilfarbe gerade im Modetrend war. Aber nicht nur industrielle, sondern auch ungeklärte kommunale Abwässer verunreinigten den Fluss, so dass die Vechte zur Abwasserkloake wurde. Flora und Fauna wurden schwer geschädigt.
Erst als Mitte des vorigen Jahrhunderts moderne Klärwerke gebaut wurden, verbesserte sich die Wasserqualität allmählich. Eine ständige Kontrolle der Wasserbeschaffenheit ist heute durch 2 vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz betriebene Messstationen in Ohne und in Laar gewährleistet. Die immer wiederkehrenden Hochwasser und Überschwemmungen richteten große Schäden an, sodass es notwendig wurde, den Fluss zu regulieren. Die ersten Arbeiten am Vechtelauf zwischen Samern und Hesepe wurden bereits von 1927 bis 1939 durchgeführt. Bedeutende Regulierungsarbeiten im unteren Vechtelauf der Grafschaft begannen 1958 an der deutsch-niederländischen Grenze in Laar. Mit großem finanziellen und materiellen Aufwand wurde der Flusslauf zunächst bis Nordhorn begradigt und vertieft. Die bei diesen Arbeiten entstandenen Altarme wurden wertvolle Biotope, wichtige Rückzugsgebiete für manche Tierarten und Kinderstube für viele Fische. Früher besaß neben dem Landesherrn die Stadt Nordhorn das Recht zum Fischfang in der Vechte und die Bürger haben auch in der Vergangenheit regen Gebrauch davon gemacht. Im Jahre 1894 zahlte der Angelfischer jährlich 1 Mark, der Netzfischer 5 Mark. Heute ist dieses Recht über die Fischereigenossenschaft an die Fischereivereine Schüttorf, Nordhorn und Neuenhaus verpachtet. Diese Vereine haben durch aufwendige Gewässerschutz- und Renaturierungsarbeiten und mit großem finanziellen Einsatz für Besatzmaßnahmen die Vechte wieder zu einem Fischwasser gemacht, welches das Herz eines jeden Anglers höher schlagen lässt. Der Fang kapitaler Hechte, Zander und Karpfen sind keine Seltenheit.
Unser Verein ist sehr bemüht, hier in unserer Region ausgestorbene Fischarten wie zum Beispiel die Quappe wieder heimisch zu machen. In früheren Jahren, als es in der Vechte flussaufwärts von der Mündung bis Nordhorn noch keine Wehre und ähnliche Hindernisse gab, tauchten Meeresfische in den Nordhorner Mühlenkölken auf. Sogar riesige Störe wanderten den Fluss hinauf. So wurde 1886 von Arnold Brinkmann dort ein prächtiges Exemplar von 216 Pfund gefangen. Den wahrscheinlich letzten Stör, 96 Pfund schwer, fing 1905 Hermann Kamps in einem der Mühlenkölke. Dieser wurde präpariert und ist heute noch im Denekamper Museum zu bewundern.