Historie der Linksemsischen Kanäle 

Bereits im 18. Jahrhundert hatten die Holländer begonnen, die auf ihrem Staatsgebiet liegenden Gebiete des Bourtanger Moors mit Hilfe eines Kanalsystems zu entwässern und zu fruchtbaren Landstrichen zu machen. Diese Kanäle waren schiffbar und brachten dem Land als Transportwege wachsenden Wohlstand. Auf deutscher Seite dagegen stand man jeder Neuerung skeptisch gegenüber und so tat sich verkehrstechnisch über einen langen Zeitraum wenig.

Als die Holländer jedoch darauf drängten, ihr Kanalsystem bis an die Ems auszubauen, fasste man den Plan, linksseitig der Ems schiffbare Kanäle zu bauen. 1886 hatte der damalige Lingener Bürgermeister von Beesten vor dem preußischen Landtag auf die Armut im Emsland hingewiesen und den Bau von Kanälen gefordert. Nach langwierigen Verhandlungen beschloss die preußische Regierung den Bau eines Kanalsystems. Erst 1870 waren die umfassenden Planungs- und Vermessungsarbeiten abgeschlossen.

Als im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870 mehrere Tausend französische Gefangene in einem Barackenlager in Hanekenfähr untergebracht wurden, suchte man nach einer Beschäftigung für diese Männer. Mit Schubkarren und Spaten ausgerüstet begannen sie Ende Oktober 1870 mit dem Bau des Ems-Vechte-Kanals.

Doch schon im April 1871 wurden die Franzosen in ihre Heimat entlassen. Sie hatten nur ein kleines Stück des Kanals gebaut. Nun suchte man andere Arbeitskräfte. Neben vielen einheimischen Arbeitern kamen Holländer, Polen und Ungarn. Dass es zwischen den verschiedenen Volksgruppen nicht immer friedlich zuging, zeigt ein Artikel im „Lingener Voksboten“ vom 5. Februar 1877. Hier wird ausführlich über einen Totschlag berichtet, begangen von einem „Mann aus dem fernen Ungarlande“ an einem polnischen Arbeiter. Sicherlich war auch der enorme Alkoholkonsum (an manchen Tagen wurden bis zu 500 Flaschen Schnaps verkauft), Auslöser vieler Streitigkeiten. 

Durch den freiwilligen Zusammenschluss aller Anlieger kam es im Jahr 1873 zur Gründung der „Linksemsischen Kanalgenossenschaft“. Nun gingen die Bauarbeiten zügig weiter und mit der Fertigstellung des Nordhorn-Alm elo-Kanals im Jahre 1903 hatte man ein Kanalsystem von 111 Kilometer Länge mit Schleusen,Brücken und Wärterhäusern errichtet. Die zunehmende Konkurrenz von Straße und Schiene machte jedoch den Güterverkehr auf dem Wasserwege unrentabel, und der Schiffsverkehr wurde zwischen 1963 und 1965 auf dem Nordhorn-Almelo-Kanal, dem Piccardie-Coevorden-Kanal sowie dem Süd-Nord-Kanal eingestellt und der Wasserspiegel zwecks Entwässerung neuer Baugebiete teilweise abgesenkt. Heute sind noch der Ems-Vechte-Kanal, der Verbindungskanal und der Haren-Rütenbrock-Kanal für Sportschiffe befahrbar.

Als im Jahr 2002 die Auflösung der „Linksemsischen Kanalgenossenschaft“ beschlossen wurde, übernahm der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Verwaltungsaufgaben.

Seit über 70 Jahren ist der Sportfischerverein Nordhorn Pächter der Fischereirechte in allen Linksemsischen Kanälen. Das bedeutet 7 Jahrzehnte Fischhege und viel Freude am Fischfang.