Birkner lobt grenzüberschreitendes Projekt

In der Vechte und in der Dinkel können Fische im Bereich der Grafschaft, der Niederlande und Nordrhein-Westfalen weitgehend störungsfrei gegen die Strömung in Richtung der Quelle schwimmen. Der designierte niedersächsische Umweltminister Dr. Stefan Birkner (FDP) lobte das Projekt gestern in Nordhorn als „hervorragendes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit“. Staatssekretär Birkner sprach von einer „Vorreiterrolle“, die die Region hier einnehme.

Von Manfred Münchow – Nordhorn. An der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit von Vechte und Dinkel wird bereits seit zehn Jahren gearbeitet. An Wehren wurden Umgehungsgerinne oder Borstenfischpässe angelegt, zudem wurden Kulturstauanlagen zu Sohlgleiten umgebaut.

Vor Vertretern des Landkreises, des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der niederländischen Waterschap Vecht und Velt, Repräsentanten der Kommunen sowie der Wasser- und Naturschutzverbände betonte Birkner, dass es neben der Zusammenarbeit von Politik und Kommunen auch darauf ankomme, die gesellschaftlichen Gruppen mit einzubeziehen, um europäische Vorgaben wie die der Wasserrahmenrichtlinie vor Ort mit Lösungen umzusetzen, die von allen Beteiligten akzeptiert werden. „Die ist an Vechte und Dinkel sehr gut gelungen“, sagte Stefan Birkner gestern im Kreishaus. Die Leiterin der NLWKN-Geschäftsstelle in Meppen, Dorothea Altenhofen, bedankte sich bei allen Beteiligten für das Erreichte und erwähnte besonders die Mitarbeit der Lebenshilfe bei der praktischen Umsetzung der notwendigen Arbeiten.

Nach Darstellung des Ersten Kreisrates Hans-Werner Schwarz steht bei den Fließgewässern der Hochwasserschutz ganz oben auf der Aufgabenliste. Da es aber einen absoluten Schutz nicht geben könne, sollte nach vertretbaren Möglichkeiten gesucht werden, Hochwasserrückhaltung zu betreiben. Dabei gestalte sich die bisherigen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft – als Bewirtschafterin der meisten Flächen – in der Grafschaft sehr gut.

Doch der Erste Kreisrat wies auch darauf hin, dass neben der Aufwertung der Natur im Bereich des Vechtetales auch über eine touristische Nutzung nachgedacht werden müsse. Schließlich sei das Vechtetal mit seinen 70 Kunstwegen-Projekten „das größte Freilichtmuseum Europas.“

Dass Verbesserungen im Bereich des Laufes der Vechte auch gut für die Entwicklung des Tourismus sind, betonte auch Deichgraf Wim Wolthuis von der niederländischen Waterschap Velt und Vecht. In diesem Zusammenhang sei auch die Befahrbarkeit der Vechte ein Thema, ebenso wie Rad- und Wanderwege und deren Vernetzung. Ziel sei es, das Vechtetal besser erlebbar zu machen. Es müsse bekannt werden wie etwa das Moseltal.

Doch nicht nur Theorie stand gestern auf dem Terminplan des FDP-Landeschefs Birkner, der aller Voraussicht nach im Januar die Nachfolge des niedersächsischen Umweltministers Hans-Heinrich Sander übernimmt. Im neuen blauen „Kulturbus“ des Landkreises nahmen Birkner und weitere Ehrengäste der Visite hinter schwarz getönten Scheiben Platz und Erster Kreisrat Schwarz setzte sich hinters Lenkrad. In einer kurzen Reise ging es zu den umgebauten Wehren an der Dinkel und an der Vechte in Neuenhaus, die mit jeweils einem Umgehungsgerinne versehen wurden. Im Raum Emlichheim ging es mit Vertretern der Waterschap Velt und Vecht kurz über die Grenze zur Grenzaa, die auf niederländischer Seite „Schoonebeekerdiep“ heißt.

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